Unfall und "Opfergrenze"
#1
Hallo Gemeinde,

nach langer Forums-Abstinenz Aufgrund einer Weiterbildung wollte ich nun alles, was mein Cabrio betrifft, mit euch teilen.
Den Anfang habe ich schon mit dem thread "Wechselkennzeichen Erfahrungsbericht" gemacht, das ist aber bei weitem nicht das wichtigste dieses Jahr gewesen.

Nun zu meiner Geschichte.

Am Anfang des Jahres waren meine Freundin und ich an der Urlaubsplanung. Große Sprünge waren nicht drin denn nach 4 Jahren Abendschule standen im Juni die Prüfungen an. Deshalb war mein "Urlaub" für Prüfungsvorbereitung usw weitestgehend verplant.
Eines war uns aber klar: Vor den Prüfungen und den Vorbereitungen brauchte ich nochmal eine Auszeit.
Also sollte es genau einen Monat vor den Prüfungen, sprich vom 17.05.2012-20.05.2012, zur Timmelsjocheröffnung in die Alpen und danach, eben übers Joch, in die Dolomiten gehen.
Nach sehr Anstrengenden 4 Monaten ging es endlich in die langersehnte Auszeit. Die Timmelsjocheröffnung haben wir leider um eine Woche verpasst, aber die Ausweichroute über die Hochalpenstraße vorbei am Großglockner war Entschädigung genug! Big Grin (siehe Bild)

[Bild: k9il-6-1679.jpg]

Nun verbrachten wir 3 geniale und erholsame Tage in den Dolomiten. Das Wetter war Traumhaft, der Verkehr recht gering. Einzig die Motorradfahrer übertrieben es etwas indem sie des öffteren auf unserer Spur in der Kurve auftauchten! Na warte Ich bin selbst Motorradfahrer gewesen und ich kann es nicht verstehen das manche Menschen auf biegen und brechen das letzte aus der Maschine rausholen müssen (wer das kann bitteschön, aber bitte nichts erzwingen), dann aber zu feige sind um nahe der Leitplanke zu fahren!

Hier ist zu sehen wie leer die Straßen waren. Der selbe Ort war im August (wir waren nochmal da) vollkommen zugeparkt!

[Bild: k9il-7-8f14.jpg]

Am Sonntag den 20 Mai machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause. Die Fahrt ging über den Brenner und dann über den Fernpass Richtung A7. Auf dem Fernpass hielten wir an, tankten und pausierten etwas. Wenige Kilometer vor Reute stellten meine Freundin und ich fest das dies der erholsamste Urlaub war den wir je genossen haben!
Schon vor dem Fernpass war der Rückreiseverkehr recht dicht aber es floss doch noch mit einer guten Geschwindigkeit. Genau so war es auch kurz vor der Ausfahrt Reute-Süd. Wir fuhren mit ca. 80 km/h auf die Ausfahrt zu, ich erkannte 2 Motorradfahrer die direkt an der Gabelung standen, wahrscheinlich wussten sie nicht recht wohin sie fahren sollten. Anscheinend hatte einer der beiden einen Geistesblitz, denn er fuhr unvermittelt direkt vor unserem Wagen wieder auf die Straße und beschleunigte. Bin verärgert! Da auch das stärkste Motorrad das physikalische Gesetz der Massenträgheit nicht überwinden kann um ein massereiches Objekt von 0 auf 80 km/h in 0 Metern zu beschleunigen, entschloss ich mich unsere Ansammlung von Fe-Atomen (zu deutsch Eisenhaufen) auf ein ungefährliches Maß negativ zu beschleunigen.
Dieses Vorhaben hat auch soweit sehr gut funktioniert, der Motorradfahrer war weg und ich rollte mit meinen restlichen 20-30 km/h weiter. Aus mir völlig unbekannten Gründen, möglicherweise hängt es mit dem natürlichen Instinkt von Moppedfahrern zusammen immer am Vordermann dran zu bleiben egal was auch passiert, fuhr der zweite Kamerad der Gattung "Streetfight-Angst-vor-Kurven" (Ja Mama ich weiß das war eine böse Pauschalisierung) auf meine Fahrbahn. Bin verärgert!Bin verärgert!
Nun ja um einer Kaltverformung, bedingt durch die restliche kinetische Energie unseres Wagens (natürlich auch um eine plastisch-elastische Verformung des Motorradfahrers) entgegen zu wirken, bremste ich wiederum die Fuhre bis zum Stillstand ab. Ein hinter mir fahrender VW T3 konnte, wahrscheinlich aufgrund der größeren Ansammlung von Fe-Atomen, nicht mehr rechtzeitig zum stehen kommen sodass sich die durch mich versuchte Unterbindung der Kaltverformung an anderer Stelle frei entfalten konnte.
Wie ich nun weiß ist der VW T3 in der Frontpartie sehr steif, und trägt auch eine gute alte Stählerne Stoßstange! Somit hatte unser schönes Cabrio keine Chance....

[Bild: k9il-3-eccb.jpg]

Nun ja und hier trifft der Spruch "Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben!" voll und ganz zu!!!!
Schaden über 7.900€! (da die Seitenwand total verzogen war!)

Eigentlich wäre dies ein wirtschaftlicher Totalschaden den der Wiederbeschaffungswert wurde auf 6.200€ geschätzt. Wir stellten schon Überlegungen an einen S4 Cabrio zu kaufen, ein anderes Cab Typ 89 wollten wir nicht denn es wäre eben nicht das selbe! (wie ihr seht hängen wir emotional sehr an unseren Autos). Den S4 fanden wir zwar nicht so schön wie das Cab aber die Leistung des V8 hätte uns getröstet.
Doch glücklicherweise konnten wir, nach einigen Wochen bangen, das Cabrio dank "Opfergrenze" reparieren lassen.
Wie man sehen kann ohne Antennenloch! Wub (was ich nicht wusste, die Antennenlöcher werden nicht immer im Werk gestanzt, das bohrt der Karrosseriebauer am Ende nach! Das habe ich ihm gleich mal Verboten!)

[Bild: k9il-4-a87f.jpg]

Ich habe diesen Beitrag geschrieben weil ich darauf aufmerksam machen wollte das es die Möglichkeit gibt ein Auto, trotz dessen das es ein wirtschaftlicher Totalschaden ist, reparieren zu lassen. Ich kannte das vorher nicht.
Zum Glück hatte ich einen sehr guten Gutachter, er sagte gleich als er das Auto gesehen hatte:"Oh das wird knapp, aber so ein gut gepflegtes und schönes Auto auf den Schrottplatz zu bringen wäre eine Schande!"
Und so fing er an zu rechnen und sich zu erkundigen, nach einigen Tagen kam er schließlich zu dem Ergebnis das das Auto per "Opfergrenze" reparabel ist (in einer Freien Werkstatt).
Er hatte mir auch empfohlen, da es so knapp wurde, einen Anwalt einzuschalten. Dies tat ich auch, und ich muss sagen das war ein sehr guter Rat, denn auch dank des Anwalts steht das Cabrio wieder so gut da!

Also zur Erklärung:
Nach einem Urteil des "Bla-Bla-Bla-Gerichtes" vom "irgendwann" (der Anwalt zitierte, ich konnte es mir nicht behalten) ist es einem Geschädigten gestattet sein Fahrzeug reparieren zu lassen obwohl ein wirtschaftlicher Totalschaden vorliegt.
Wie fast alles im Leben geht es nicht ohne Einschränkungen, die zwei großen Punkte sind:
- auch hier gibt es eine Grenze und die liegt bei 130% vom Wiederbeschaffungswert in meinem Fall also bei ca. 8.060€
- Das Fahrzeug darf innerhalb eines halben Jahres nach der Instandsetzung nicht veräußert werden.
- Die Reperatur muss fachgerecht und wie im Gutachten beschrieben ist durchgeführt werden.

Zum Thema nur bei Audi reparieren lassen: Der Karrosseriebauer bei dem ich war ist direkt neben einem Audihändler (wurde mir auch vom Gutachter empfohlen). Als ich unser Auto zu ihm brachte fragte ich ihn ob ich in der Reperaturphase vorbei kommen könnte und Bilder machen könnte. Seine Antwort: "Klar, kannst jeder Zeit vorbei kommen!" Das hat bei mir schon viel Vertrauen geweckt!
Ich war auch ein paar mal da um Bilder zu machen, tja was soll ich sagen jedes mal war irgendein anderes Auto vom Audihändler nebenan da! --> die meisten Händler reparieren solche Sachen nicht selbst sondern lassen es von einer freien Werkstatt machen, und schlagen einfach 20% auf.
Da der Karrosseriebauer original Auditeile verwendet hat (ich habe Sie ja im Rohzustand gesehen) und wirklich sehr gute Arbeit geleistet hat ist die Reperatur erstklassig!

Gruß
Konstantin

Life should not be a journey to the grave with the intention of arriving safely in a pretty and well preserved body, but rather to skid in broadside in a cloud of smoke, thoroughly used up, totally worn out, and loudly proclaiming "Hell! What a Ride!
Hunter S. Thompson 
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#2
Moin sagen!

Glück im Unglück, möchte ich mal sagen! Erstmal aber schönen Dank für die tolle Story...vielleicht hättest du irgendwo noch den Begriff "Kernfusion" einbringen sollen...Big Grin...!

Und was die 130%-Regelung angeht, hatte das Mech schon mal berichtet - wenn ich mich recht entsinne, ist 130% aber auch die oberste Grenze bei dieser Möglichkeit der Abwicklung - ich meine, wenn der Schaden bei 135% gelegen hätte, wäre eine Reparatur in dieser Form nicht mehr möglich gewesen.

Übrigens schöne Idee, das Antennenloch wegzulassen. Woher holst du denn jetzt den Sender? Scheibenantenne? Und was ist aus der Prüfung geworden? Fragen über Fragen...Erst mal was mampfen...!

Schönen Gruß aus Hang Over!
DCooln KryptCooln
Audi 300, Bj. 1965, 15'' Stahlfelgen, sonst alles original, hier mit Hardtop...pssst, vielleicht merkt's ja keiner!
[Bild: IMG_8757a.JPG]
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#3
Ich kann das auch für Österreich bestätigen.

Die Vertragswerkstätten lassen Karosseriearbeiten zu einem hohen Prozentsatz von spezialisierten freien Werkstätten erledigen und verrechnen einen Overhead in der Höhe von rund 20% auf den Rechnungsbetrag. Die Versicherung zahlt natürlich den vollen Preis.

In Österreich (und wohl auch in Deutschland) gibt es bereits Anbieter, die genau diese Spanne ausnutzen, und kostenfrei für den Endkunden zusätzliche Serviceleistungen (wie zB gratis Leihwagen etc) anbieten. Damit werden die Vertragswerkstätten unter Druck gesetzt, weil eine sehr lukrative Einnahmequelle weg fällt.

Im Versicherungsfall beim Cab (Totalschaden ja oder nein) ist der direkte Weg zur freien Werkstätte sicher zu empfehlen.
Gruss

der Klosterneuburger

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#4
Guten Tag,

dann möchte ich auch malIch lach mich wech

Es mag Vertragspartner geben welche alles zu solchen Betrieben geben, aber das ist absolut nicht die Regel.

Bei Auftragsüberhängen kann das schon mal passieren, aber man sollte das mal nicht so pauschal sagen das da 20% für NULL Arbeitsleistung aufgeschlagen werden.

In der ganzen Region hier, kenne ich keinen einzigen Betrieb, welche so wie beschrieben wurde, dieses mit Karosserieaufträgen händelt.

Wirklich ganz kleine Betriebe mit sehr wenig Personal gibt es heute kaum noch, früher war das deshalb verbreiteter als heute, denn eine Karosserieabteilung muß sich natürlich auch tragen.

Aufträge nicht selbst auszuführen kostet richtig Geld, denn das eigene Personal arbeitet da um einiges preiswerter.

Fremdvergaben sind betriebswirtschaftlich eine Notlösung !!!

Gruß Ralf
Unseren herzlichsten Dank an alle, die uns diese wundervolle, unvergessliche Hochzeit und Hochzeitsreise in dieser sehr exklusiven Art ermöglicht haben.

Eine geschenkte, freudige Erinnerung, die so sehr von Herzen kommt, kann man nicht kaufen - deshalb ist sie für uns das wertvollste Hochzeitsgeschenk.

Ina + Ralf 01.06.2012Wub Wub
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#5
Die Erfüllung der Auflagen von den Gesundheitsbehörden, die Auflagen betreffend Umweltverträglichkeit usw. hast du natürlich in deiner Kalkulation mit berücksichtigt.

BTW:

die größte Mercedes-vertretung in Wien vergibt zB JEDE Karosseriearbeit fremd.

Und das sind keine Nasenbohrer, die betriebswirtschaftlich keine Ahnung haben.
Gruss

der Klosterneuburger

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#6
Hallo zusammen
da ich auch ab und an mit Schadensabwicklungen zu tun hab, kann ich hierzu sagen:
bei einer Fremdvergabe fordert z.B. eine Versicherung immer diese Fremdrechnung ein - also nichts mit 20% Aufschlag. Der müsste dann nämlich begründet werden. Einzig eine Überführungsfahrt kann hier angesetzt werden, allerdings auch im normalen Rahmen.
Dieses Thema wird in den nächsten Jahren noch einiges an Brisanz bringen - Stichwort: Schadenssteuerung. Da kann es dann schon mal passieren, dass der Kunde mit dem entsprechenden Versicherungsvertrag im Schadenfall seinen Audi bei einem Ford-Partner instandsetzen lassen muss.
Macht er das nicht, hat er mit einer Nachzahlung zu rechnen.
Aber das nur am Rande.

Eigenes Personal ist nicht immer preiswerter als Fremdvergabe: Wir haben bei uns den Bereich Fahrzeugaufbereitung; Dellendrücken und Smart-Repair vergeben.
für eine Fahrzeugaufbereitung wird z.B. ein fixer Satz verrechnet, mir ist das wurscht, ob die zu zweit an ein Auto putzen, ob sie eine Poliermaschine kaufen müsssen, weil die alte kaputt ist, und für die Poliermittel/Reinigungsmittel hab ich auch keine Rechnung gesehen = rechnet der alles in den Komplettpreis mit rein
Wenn viel Arbeit: Unterstützung durch mehrere Aufbereiter, wenn wenig Arbeit: muss ich nichts zahlen - da Festpreis pro Auto. Steht also keiner rum.
Hier zeigt sich dann ein vernünftiges Controlling - wenn ALLE Faktoren eingerechnet sind und man mit spitzer Feder rechnet, muss es jeder für sich entscheiden. Alle Faktoren im Personalbereich sind z.B. Urlaub/Krankheit / Vertretungsregelung usw....
Ich kenne Betriebe, die machen alles aus einer Hand, andere wiederum haben einen eigenen Karosseriebauer und geben z.B. die Lackierung außer Haus, wieder andere vergeben alles fremd.

Charly
„ Wir bauen Autos die keiner braucht, aber jeder haben will“ Zitat von Ferry Porsche
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#7
Moin Don!

Ja Glücklicherweise ist diese Kaltverformung, erleuchtet durch einen Kernfusionsprozess in ca 149,6 Mio. km, ohne Personenschaden abgelaufen. (und hier kommt die Kernfusion ins Spiel! Big Grin)
Jedoch kannst du dir vorstellen das die restlichen 400km Heimweg wirklich Herzzerreisend waren, denn bei jedem Blick in den Rückspiegel sah ich diese hässliche Falte im blechernen Anzug!

Ach so, nun ja doppelt gemoppelt hält besser... Big Grin

Genau 130% ist die absolute Obergrenze, es geht auch nicht die restlichen paar Prozent aus eigener Tasche zu zahlen oder sowas.
Ausschlaggebend ist was im Gutachten steht. Da müssen der Wiederbeschaffungswert und der Schaden (Reperaturkosten) gegenübergestellt werden.
Die 130% beziehen sich auch ausschließlich auf die Reparatur, d.h. das da noch Nutzungsausfall, Anwaltskosten, Schmerzensgeld, Gutachterkosten usw noch drauf kommen können.
In meinem Fall hat die Versicherung insgesamt weit mehr als 10.000€ bezahlt, eben für Reparatur + Anwalt + Gutachter usw.

Im ersten Moment war es mir das wichtigste das das Antennenloch weg ist, zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht. Big Grin
Jetzt habe ich es so angegangen: Ich habe mir eine Antenne gekauft die unter der Stoßstange montiert wird. Der Empfang ist OK, jedoch habe ich nun das Problem das sobald ich das Autotelefon anschalte im Radio nur noch "extraterrestrische" Signale Empfange. Big Grin
Nun werde ich mir zwei Antennen (eine fürs Radio, eine fürs Telefon) selbst bauen, der Prototyp ist schon fertig und arbeitet recht erfolgreich in meinem Niva.
Aufbau: 1m Gartenschlauch umwickelt mit 30m Litze (0,14mm²). Sehr primitiv, aber dafür das die "Antenne" im Innenraum (!!!) liegt doch äußerst wirksam.
Man sieht das ich mich, seitdem ich keine Abendschule mehr habe, langweile. Big Grin
Ich muss auch dazu sagen das ich ein absoluter Funktechniklaie bin, ich weiß nicht was ich tue, ich probiere einfach etwas rum.

Die Prüfungen waren spitze, besser hätte es nicht laufen können. Danke der Nachfrage.

Hallo Ralf,

die von mir genannten 20% kommen nicht von ungefähr.
Da ich als Geschädigter die Wahl habe in welcher Werkstatt ich mein Auto reparieren lassen möchte (z.B. Vertragswerkstatt oder freie Werkstatt usw), hat mich der Gutachter gefragt wo ich das Auto reparieren lassen möchte.
Hätte ich Audi angegeben wäre der Preis fast genau 20% höher gewesen als bei der freien Werkstatt, somit hätte ich das Fahrzeug nicht reparieren lassen können!

In der weiteren Umgebung kenne ich persönlich keinen Vertragshändler der noch eine eigene Lackierkabine hat! Das sind überwiegend riesige Glasbauten (soll nicht abwertend sein, ich finde die sehen gar nicht so schlecht aus) in denen auch überwiegend nur Teile getauscht werden. Auch das soll nicht negativ gemeint sein: Ich kenne einen der beim freundlichen arbeitet, er ist noch keine 30 Jahre alt aber hat mehr Ahnung als manch ein alteingesessener Meister!
Das Phänomen das vieles Fremdvergeben wird bezieht sich aber nicht nur auf Karrosseriefragen, als ich mein Cabrio auf LPG umrüsten lassen habe, staunte ich nicht schlecht als ich in die Hinterhof anmutende Garage kam: Zu diesem Zeitpunkt stand da ein fabrikneuer Mercedes SL (ich glaube es war ein 63 AMG oder sowas), ich fragte den Umrüster was der hier sucht, er sagte mir das er generell für den Mercedeshändler in der Nähe umrüstet.

Zum Thema:
(13.12.2012, 18:24)Cinderella schrieb: Aufträge nicht selbst auszuführen kostet richtig Geld, denn das eigene Personal arbeitet da um einiges preiswerter.

Fremdvergaben sind betriebswirtschaftlich eine Notlösung !!!
????????????
Genau aus diesem Grund ist Outsourcing ja auch so unbeliebt....

Eigenes Personal ist heut zu Tage meist ein Klotz am Bein der Firmen, oder warum florieren denn Arbeits(Sklaven)Vermittlungen denn so gut?
Ganz einfach, eigenes Personal ist ein großes Risiko, ein kleines Beispiel auf unsere Situation bezogen:

Ein Vertragshändler stellt sich 4 Karrosseriefachleute ein.
Nehmen wir an das diese 4 Menschen im Normalfall voll ausgelastet sind. In diesem Zustand sind sie Wahrscheinlich etwas günstiger als eine Auftragsabwicklung außer Haus.
Jetzt kommen aber die Probleme:

1. Fehlzeiten:
- Die 4 Mann/Frau haben zusammen Mindestens 100 Tage Urlaub im Jahr.
- Beim deutschen Durchschnitt sind diese 4 auch noch mindestens 56 Tage krank.
--> das sind mehr als 15% Lohnkosten mehr pro Arbeitsstunde.

2. Auftragsspitzen
Bsp. Hagelschaden: es kommen auf ein mal ein Haufen Leute, alleine ist das nicht zu bewältigen, also Fremdvergabe: aber an wen? Bei den Karrosseriebetrieben ist dieser Händler aller höchstens ein C-Kunde, und die werden den wohl kaum für einen günstigen Preis zwischen rein schieben. Anders bei einem Großkunden (ein Vertragshändler der alles dort machen lässt) der bekommt bessere Preise und auch eher Termine....

3. wirtschaftliche Flauten
Wenn es wirtschaftlich eng wird hat der Betrieb Verbindlichkeiten, die Abzubauen (Entlassungen) ist sehr langwierig (Kündigungsfristen) und kostspielig (Abfindungen).

Glaube mir, die meisten Geschäftsführer haben variable Kosten viel lieber als Fixkosten (natürlich in bestimmten Grenzen). Denn mit fallender Produktion fallen auch die variablen Kosten, Fixkosten jedoch nicht! (Lohnkosten=Fixkosten)

Also was hat der Händler zu verlieren wenn er es extern Reparieren lässt und einfach 20% aufschlägt? Genau nichts! Wenn der Kunde sich beschwert das der Karrossereiebauer um die Ecke ja 20% weniger will, dann wird einfach folgendermaßen argumentiert: "Ja der verbaut ja auch keine Original-Teile! Da können sie Glück aber auch Pech haben!" und schon sind 90% der Kunden im Sack!
Genau so wird eben Geld verdient, denn das Risiko ist fast 0 und die Rendite zwar nicht exorbitant aber gut.

(13.12.2012, 18:24)Cinderella schrieb: ...aber man sollte das mal nicht so pauschal sagen das da 20% für NULL Arbeitsleistung aufgeschlagen werden.

Tut mir leid aber so funktioniert die Wirtschaft:
Ich kaufe ein Teil für 5€ vollbringe keinerlei Wertschöpfende arbeit daran und verkaufe es, solang es der Markt zulässt, für 50€!
20% Aufschlag ist noch günstig!
Was schätzt du was der Aufschlag bei Ersatzteilen ist?
Ich weiß ganz genau das der Aufschlag bei den aller meisten Ersatzteilen (egal ob Auto, Motorrad oder Klobrille) bei bis zum 10 fachen (1000%!!!!) vom Herstellungspreis liegt!
Beispiel: Das Kunststoffteil am Windschott, welches hinter der Rückstizbank in den Halter rutscht. Für das Teil bezahlte ich knapp 7€! Berufsbedingt weiß ich das Kunststoffteile in dieser Form und Größe nicht mehr als 1€ kosten dürfen (dann steht aber der Ingenieur selbst an der Maschine und denkt mehr über die Produktivitätssteigerung nach als selbst produktiv zu sein...Big Grin [Spaß klar ne]). Hier ist ein Aufschlag von 588% Prozent vorhanden (bevor einer meint das ich zu doof zum rechnen bin: die fehlenden 112% ist die Massendifferenz der Kernfusion und entlädt sich in einer exothermen Reaktion des Kunden (Wutroter Kopf) oder auch Mehrwertsteuer genannt. Die Rechnung: 7€= Preis mit Mwst.; 5,88€ Preis ohne Mwst. --> Aufschlag von Audi 588%)
Audi hat definitiv keinerlei Wertschöpfende Arbeitsleistung zu diesem Teil beigetragen!
Ich denke jedem ist klar das ich hier nicht von den Kosten rede die für Audi entstehen, nur davon das sie keine Wertschöpfung an diesem Teil betreiben! Somit macht Audi selbstverständlich keine 588% Gewinn an dem Teil das ist wesentlich weniger (denn die R8´s und A8´s vom FCB und Bundes/Staatsregierung wollen ja irgendwie bezahlt werden Big Grin)

Generell ist das ja alles auch OK, das ist eben unsere Wirtschaft, und diese hängt im wesentlichen davon ab was der Kunde will, und das Beste für jeden Geschäftsmann ist ein Kunde der nicht vergleicht!
Das es gang und gäbe ist sieht man auch daran das mein Karrosseriebauer auf die Audi-Ersatz-Teile 10% aufschlägt. er macht auch nichts anderes als einen Azubi rüber zu schicken und die Teile ab zu holen...

Ich will nicht sagen das sich eigene Mitarbeiter nicht lohnen, aber eben im Karrosseriebereich kenne ich es fast nur so.

Gruß
Konstantin

Hallo Charly

zu deiner Aussage:

(14.12.2012, 12:02)charly74 schrieb: ... bei einer Fremdvergabe fordert z.B. eine Versicherung immer diese Fremdrechnung ein - also nichts mit 20% Aufschlag ....

Wenn ich als Händler lediglich die Arbeitszeit einkaufe (Leiharbeit) kann die Versicherung fordern was sie will....
Denn wer verbietet mir denn einen Leiharbeiten zu beschäftigen für den ich 20€ bezahle aber 30€ fordere?
So funktioniert Leiharbeit, der Arbeitnehmer bekommt von der Leiharbeitsfirma 8€ pro Stunde verlangt aber 20€!
Genau so verhält es sich auch mit festen Arbeitnehmern, der Chef zahlt ihm 10€ abgerechnet wird aber mit 30€...
Verstehst du worauf ich hinaus will?
Bei Versicherungsschäden muss sich die Werkstatt an die im Gutachten beschriebenen Werte halten, es kann also nicht sein das das Gutachten 8000€ angibt und die Werkstatt rechnet 10000€ ab.... (kleine Unterschiede sind klar, aber nicht sowas)
Wenn aber im Gutachten mit dem Lohn von Audi gerechnet wird dann passt es, denn dann passt die Rechnung von Audi ja auch zum Gutachten.
Und diese verschiedenen Werte kann der Gutachter annehmen, eben je nachdem wo der Kunde das Fahrzeug reparieren lassen möchte.
Genau so ist es bei mir gelaufen, hätte der Gutachter mit dem Stundenlohn von Audi gerechnet dann hätte die Reparatur 20% mehr gekostet.
Und das ist alles legal, es kommt eben nur drauf an wer, an wen, welche Rechnung stellt.

Klar hätte ich mit diesem Gutachten mein Auto nicht bei Audi reparieren lassen können, denn wenn Audi so doof wäre so einen Auftrag an zu nehmen wäre spätestens bei der Versicherung schluss wenn die Gutachten und Rechnung vergleichen.

Gruß
Konstantin

Life should not be a journey to the grave with the intention of arriving safely in a pretty and well preserved body, but rather to skid in broadside in a cloud of smoke, thoroughly used up, totally worn out, and loudly proclaiming "Hell! What a Ride!
Hunter S. Thompson 
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#8
Da hab' ich im Urlaub was zu lesen

Gruß - Christoph
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#9
Hallo,
ich kann nur bestätigen, dass der ortsansässige Audihändler die Autos bei einem auf Smart-Repair spezialisierten Betrieb ohne Wissen des Kunden reparieren lässt. Das die Kosten dann 1:1 ohne weitere Aufschläge weitergegeben werden halte ich nicht für sehr realistisch und auch für sehr blauäugig.

Die Story ist sehr schön geschrieben. Musste viel schmunzeln. Und das Cab ist doch auch viel schöner als ein S4 Cabrio.Au Backe
Gruss Hans Georg
pelikanblau: [Bild: 653206.png]
mingblau: [Bild: 653204.png]

[Bild: 86tgwoab.jpg]

Think about your life, you live in a box, you work in a box, you'll leave the world in a box.

There must be something in between Wub
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